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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar-Februar 2014

Sehen Sie sich als Bremer oder als Grasberger? Thomas Zeisner: Da ich im St. Joseph-Stift ge- boren und in der Richard-Wagner-Straße groß geworden bin und meine Eltern auch Bremer sind, fühle ich mich natürlich als Bremer. Als ich sechs Jahre als war, sind wir hier an den Rand des Teufelsmoores gezogen. Das war für mich ein Abenteuerspielplatz. Ich hatte nur ein Problem in den Schulpausen: Ich konnte kein Platt. Aber ich habe mich sehr schnell hier hei- misch gefühlt. Ich würde das als natürliche Hei- matschizophrenie bezeichnen. Wenn es hell ist, fühle ich mich als Grasberger, wenn es dunkel ist, als Hanseat. Aber das in Grasberg sind meine Nachbarn, auch wenn ich hier nicht wohne. Mitte der 90er bin ich mit meiner Fa- milie nach Schwachhausen gezogen. Das ist für mich ein Stadtdorf. Da fühle ich mich einfach wohl. Das hat schon ein besonderes Flair. Würzen und Gewürze liegen Ihnen im Blut – treibt es Sie zu Hause auch an den heimischen Herd? (lachend) Das bin ich noch nie gefragt worden. Ich würde gerne kochen können. Ich habe ein- mal versucht, meine Frau kochtechnisch zu be- gleiten. Aber da habe ich die zweite Halbzeit nicht mehr mitbekommen. Da bin ich ausge- wechselt worden. Also: Ich kann Wasser ko- chen. Und meine Töchter sagen: „Papa kann Ketchup kochen.“ Sie haben 2011 die von der Firma Zeisner unabhängige private Zeisner- Stiftung gegründet. Gab es dafür einen konkreten Auslöser oder war das das Ergebnis einer Entwicklung? Meine Frau sagte irgendwann: „Du wolltest doch eine Stiftung gründen. Bald wirst du 50. Jetzt wird es Zeit.“ Ja, und dann verschwand ich erst einmal im Stiftungsverwaltungsurwald. Dann habe ich überlegt, ob Denkmalschutz oder Sport oder Behinderte oder … Das Pro- blem ist, man kann den Stiftungszweck nicht alle paar Jahre ändern. Dann habe ich mit mei- ner Frau und unseren beiden Kindern bespro- chen, was uns am meisten am Herzen liegt: Kinder- und Jugendarbeit. Und das ist sehr dicht am Herzen, denn Kinder sind unsere Zukunft. Die Gründung hat dann knapp ein Jahr gedau- ert. Man braucht eine Satzung und die muss auf die jeweilige Stiftung zugeschnitten sein. Wer ist im Vorstand? Wer im Beirat? Und pünktlich zum 50. Geburtstag im Januar 2011 war es dann soweit. Da war ich froh. Aber dass es ad- ministrative Spielregeln gibt, ist auch ganz gut. Dass man als Stiftung auf Herz und Nieren ge- prüft wird. Haben Sie sich Projekte ausgesucht oder kamen die Anfragen auf Sie zu? P E R S Ö N L I C H K E I T E N A U S S C H W A C H H A U S E N Man tritt an uns heran. Es kommen Anfragen und man muss das dann erst einmal ehrenamt- lich bearbeiten. Zu sagen: Wir haben 15 Anfra- gen, da bekommt jeder 1000 Euro – das wäre unserer Meinung nach nicht der richtige Weg. Lieber weniger Förderprojekte, und die dann gezielt unterstützen. Wir mussten erst lernen, wie man damit umgeht. 2013 ist eigentlich das erste runde Jahr, in dem das Warming-up vorbei war. Können Sie Projekte nennen, die Sie unterstützt haben? Die Bürgerstiftung Lilienthal macht seit Jahren schon Hausaufgabenhilfe. Und jetzt auch eine Vorschulwerkstatt für Sinti- und Roma-Kinder. Das ist sehr gut angekommen, weil die Kinder auf die Schule vorbereitet werden. Das unter- stützen wir für ein komplettes Jahr, weil auch die Kinder der fünften und sechsten Klasse ge- sagt haben: „Ohne die Bürgerstiftung wäre ich nicht hier auf der Realschule.“ Und da haben wir gerne das Projekt der Bürgerstiftung Lilien- thal unterstützt. Oder die Pestalozzi-Förderschule in Osterholz- Scharmbeck. Die Englischklasse wollte einige Tage nach London fahren. Ein gutes Dutzend Kinder konnten sich das nicht leisten. Das hät- ten wir als Stiftung nicht allein fördern können. Schulleiter Dreger hat dann den Lions-Club Rit- terhude und die Hockemeyer-Stiftung in Bremen als weitere Sponsoren gefunden und die haben weitere Drittel übernommen. Jeder der Beteilig- ten hat sofort gesagt „Jou, das machen wir“. Ge- rade für die Kinder der Förderschule ist es enorm wichtig, dass sie mal in London gewesen sind und so die Bedeutung einer Fremdsprache erle- ben konnten. Ich war gerade auf der Weih- nachtsfeier in der Schule. Es war gut, dass sie gemerkt haben: Es ist wichtig, eine andere Spra- che zu lernen. Ein kleineres Projekt an einer Schule im Land- kreis Osterholz: Da hat eine Schülerin Probleme in der Schule und die Schulpsychologin hat ge- sagt, dass heilpädagogisches Reiten für sie genau das Richtige sei. Einen Teil haben die Eltern ge- zahlt und einen Teil zahlen wir. Was wir schon längere Zeit fördern, ist eine so- genannte Geschwistergruppe. Das sind Kinder Firmeninhaber und Stiftungsgründer Thomas Zeisner INTERVIEW | RENATE SCHWANEBECK SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2014 27

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