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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar-Februar 2014

Seit 2011 sind Sie Chefchoreograf am Theater Bremen. Haben Sie sich gut in der Stadt und im Theater eingelebt? Samir Akika: Bevor ich nach Bremen gekommen bin, habe ich als frei- schaffender Tänzer und Choreograf gearbeitet. Das ist meine erste Fest- anstellung an einem Stadttheater, und es war schon eine große Umstellung, jeden Tag im selben Raum zur selben Uhrzeit mit denselben Menschen zusammen zu arbeiten. Es erfordert viel Kraft, alle Tag für Tag zu motivieren. Aber es ist natürlich auch eine tolle Chance. Wir können viel ausprobieren, wir haben eine feste Bühne und viel mehr Möglich- keiten in Bezug auf Bühnenbild und Technik. Die Arbeit am Stadttheater bietet viele Sicherheiten, das ist wirklich Luxus für einen Künstler. Zu- gleich ist da natürlich auch der Druck, kontinuierlich Ideen zu produzie- ren. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Von der Stadt Bremen habe ich leider noch nicht so viel gesehen, da wir sehr viel arbeiten. Aber ich würde gerne die Menschen in der Stadt besser kennenlernen, her- ausfinden, was sie beschäftigt und vielleicht ein Stück machen über die Stadt und wie sie sich verändert hat. Wir würden gerne mit Ihnen über Ihr aktuelles Stück „The Pin“ sprechen. Worum geht es in diesem Stück? Um die Idee hinter „The Pin“ zu erklären, muss ich ein bisschen ausho- len. Ich nehme meine Inspiration für meine Arbeit aus dem Alltag, aus Momenten, die ich oder die Tänzer und Tänzerinnen erlebt haben oder Themen, die uns gerade beschäftigen. Momentan begeistert mich Golf sehr. Ich bin wirklich traurig, dass ich diesen Sport nicht schon früher kennengelernt habe, aber seit etwa fünf Jahren versuche ich, so viel Zeit wie möglich auf dem Platz zu verbringen. Ich bin ein sehr leidenschaftli- cher Mensch, wenn ich etwas tue, dann einhundertprozentig. Ich bin ja erst relativ spät zum Tanz gekommen und vorher wollte ich Fußballprofi, später Basketballprofi werden. Aber immer ging es darum, Meisterschaft auf einem Gebiet zu erlangen. Darum geht es in The Pin. Das Stück han- delt von der Suche nach einem Ziel und auch von all den Umwegen, die man im Leben gehen muss. Von dem Streben nach Perfektion, aber auch von der Geduld, die man braucht, um seine Ziele zu verfolgen. Manch- mal ändern sich die Ziele im Leben vielleicht auch. Hätte ich früher mit dem Golfspielen angefangen, wäre ich jetzt vielleicht Profigolfer. Was fasziniert Sie am Golfspiel? Beim Golfen gibt es unterschiedliche Arten zu spielen, es ist ein bisschen wie Schach. Du spielst gegen dich selbst, gegen den Platz, die Natur und auch gegen andere Golfer. Man muss sehr konzentriert sein und darf nicht überheblich werden in seinem Spiel, sonst schlägt man den Ball vielleicht ins Wasser. Man wird demütig gegenüber der Natur. Man muss seine ei- genen Grenzen kennen und akzeptieren. Alle Golfer, die ich kenne, sind sehr bescheiden; das ist das Schönste am Golf. Ich weiß, dass Golf oft- mals noch dieses Elitesport-Image hat. Viele denken, Golf ist nur für rei- che Leute und natürlich ist es immer noch teuer. Aber es ist ein wahnsinnig schöner Sport, den man in jedem Alter betreiben kann. Man kann mit 60 immer noch Meisterschaften gewinnen. Als Tänzer wird es mit zunehmendem Alter anstrengender. Der Körper ist unser Werkzeug und es ist schwierig zu sagen, wann man als Tänzer aufhören sollte, weil man vielleicht nicht mehr so fit ist wie früher. Es kommt darauf an, was für eine Art von Performance man von Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr und am Samstag von 11 bis 14 Uhr machen möchte, denke ich. Aber es ist wichtig, offen für Neues zu bleiben. Es gibt Dinge, die kann man viel- leicht nicht ein Leben lang machen und dann muss man bereit sein, sich von alten Ideen zu verabschieden und sich neue Ziele zu stecken. Vielen Dank für das Interview! Simone Ehlen und Sharon Strato von der Gruppe TheaterVerstärker, die ihre Begeisterung für Theater mit anderen Menschen teilen möchten. Auf dem Blog http://theaterversta- erkerbremen.wordpress.com veröffentlichen sie Gedanken, Rezensionen und Geschichten rund um das Theater Bremen. Weitere Informationen zu den Vorstellungen unter www.theaterbremen.de Karten an der Theaterkasse unter Tel. (0421) 3653 333 kasse@theaterbremen.de, Goetheplatz 1-3 , 28203 Bremen T H E A T E R B R E M E N Chefchoreograf Samir Akika SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2014 47

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