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SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2016

SCHWACHHAUSEN Magazin | September - Oktober 2016 30 Herr Dr. Eckert, Sie arbeiten seit zehn Jahren als Arzt und Nephrologe regel- mäßig als Vertreter in der Dialysepraxis Lotz/Laube/Stuth in Schwachhausen und sind Erster Vorsitzender des Bremer Vereins Brepal e.V. Was ist Brepal und wie kam es zu der Gründung des Vereins? 2010 wurde ich vom Health Assistant Bishnu Bhusal, mit dem ich in einem Krankenhaus im Osten Nepals gearbeitet hatte, in sein Dorf Banj- hakateri eingeladen. Die medizinische Versorgung in dem Dorf war nur ru- dimentär vorhanden. Bishnu wollte als medizinisch Verantwortlicher dem Dorf helfen und seine Arbeit und sein Wissen zur Verfügung stellen. Die Ältesten des Dorfes baten um Hilfe. Ich war eine Woche als Gast in dem Dorf und sah die Not und Schwierigkeiten der Menschen bei Krankhei- ten, vor allem von Kindern und schwangeren Frauen. Was war Ihre persönliche Motivation bei der Gründung des Vereins? Wenn Not so offensichtlich ist und ein junger Mensch bereit ist – Bishnu war 2010 gerade 24 Jahre alt – Verantwortung zu übernehmen, dann wird schnell klar, dass man helfen muss. Nur die junge Generation in Nepal kann einen Wandel bewirken und das Land voranbringen. Diese Menschen haben Ideen und sind hoch motiviert, aber es fehlt das Geld, um die Ideen und Visionen umzusetzen. Wir wollten durch den Verein Brepal e. V. Spenden sammeln, um von Deutschland aus das Projekt fi- nanziell anzuschieben. Es gibt bereits viele private Hilfsorganisationen in Nepal. Worin unterscheidet sich die Arbeit von Brepal e. V. im Vergleich zu anderen privaten Hilfsorgani- sationen? Ich denke, wir haben ein gutes Konzept. Dazu gehört, dass wir in erster Linie auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren und niemandem un- sere Ideen überstülpen. Wir vermeiden großes Gefälle zwischen Geben- den und Nehmenden und beziehen die Menschen im Dorf in Entscheidungen mit ein. Wir legen Wert auf eine Eigenbeteiligung der Dorfbewohner im Rahmen ihrer Möglichkeiten, sodass sie das Projekt als ihres verstehen und sich selbst nicht als Almosenempfänger. Unser Kon- zept scheint aufzugehen. Das Gesundheitszentrum ist anerkannt und ar- beitet sehr erfolgreich. In 10 Jahren möchten wir es in nepalesische Hände übergeben können, das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt für uns. Ganz bewusst haben wir bei unserer Arbeit auf finanzielle Zuwendungen des nepalesischen Staates verzichtet, denn das System dort war und ist kor- rupt. Man sieht das ganz deutlich an den Folgen des Erdbebens von 2015. Nichts ist im Land von staatlicher Seite passiert, nur private Hilfe war bis- lang erfolgreich. Sie kennen Nepal seit 1998, nicht nur als Tourist, sondern auch durch ihre zahlreichen Arbeitseinsätze als Arzt vor Ort. Wie funktioniert das medizini- sche System in Nepal oder besser, wie sollte es funktionieren? Welche Pro- bleme bestehen bei der medizinischen Versorgung? Auf dem Papier und der Internetseite des Gesundheitsministeriums von Nepal sieht alles gut aus, de facto funktioniert aber wenig. Da das Ge- sundheitssystem über Steuern finanziert wird, aber kaum jemand Steu- ern bezahlt, gibt es permanent finanzielle Engpässe. So weichen die Menschen auf Privatkliniken aus, das heißt, sie müssen jede Leistung selbst bezahlen. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von etwa 750 Dollar kann man sich vorstellen, dass die Familien sich im Krank- heitsfall völlig verschulden müssen. Darüber hinaus will kein nepalesi- scher Arzt außerhalb größerer Städte arbeiten, ganz zu schweigen von ländlichen Gebieten. So werden die staatlichen Health Center von Para- medics geleitet, die teilweise nur 18 Monate ausgebildet werden. Die Qualität der Arbeit ist entsprechend schlecht. Eine Akutversorgung von Kranken ist nicht möglich, sie müssen in weit entfernte Krankenhäuser und sterben häufig schon auf dem Weg dorthin. Um ins nächste Kran- kenhaus zu gelangen, in dem es einen Arzt gibt, benötigen z. B. unsere Dorfbewohner sieben Stunden mit dem Jeep. In der Regenzeit kann wegen der schlechten Straßenverhältnisse häufig nicht einmal mehr der Jeep fahren. Frauen aus unserem Dorf, die einen Kaiserschnitt benötig- ten, starben daher regelmäßig. So war in Banjhakateri die Mütter- und Kindersterblichkeit sehr hoch. BREMER VEREIN BREPAL E.V. Im neu erbauten Gesundheitszentrum wird eine medizinische Versorgung angeboten, die fast westlichem Standard entspricht. Hier arbeiten Dr. med. Klaus Eckert und sein Team.

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