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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar-Februar 2016

SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 201658 Belleville Wenn ein viel gereister Choreograf wie Samir Akika seine sowieso schon multinational be- setzte Kompanie mit Tänzern ergänzt, denen er in Projekten auf der ganzen Welt begegnet ist, klingt das wie ein Versprechen auf einen mitreißenden Tanztheaterabend. Und wenn dabei russischer Hip-Hop, italienische Hoch- zeitstänze, Bollywood-Klischees und afrikani- sche street credibility auf mythologische Erzählfragmente und Artefakte globaler Alltags- und Popkultur treffen, erweitert sich dieses Versprechen um das erzählerische Potenzial eines globalen Panoramas von Orten, Zeiten und Erinnerungen. In „Belleville“ formulieren Akikas Ensemble und seine sechs Gäste aus In- dien, Russland und Nigeria fünf Bilder zwi- schen tänzerisch-kulturellen Traditionen und einem westlichen Verständnis von zeitgenössi- schem Tanz und formen Bewegungshybride, die von modernen Abwandlungen folkloristi- scher Tanzsprachen bis zu hoch entwickelten Breakdance-Skills reichen. Wiederaufnahme von „Belleville“ und Premiere von „Wozzeck“ Wozzeck „Wir arme Leut!“, singt Wozzeck im ersten Akt der Oper als Antwort auf die moralischen Vorwürfe, mit denen er konfrontiert wird: ein uneheliches Kind etc. pp. Wie soll aber einer moralisch sein, wenn er kein Geld hat? Das „Wir arme Leut!“ zieht sich durch die ganze Komposition, allerdings ohne jemals zu einem „Wir“ zu führen. In der Armut ist jeder allein – ein solidarisches Kollektiv ist nicht in Sicht. Zumindest nicht für Wozzeck. Und auch die namenlosen Funktionsträgermenschen wie der Hauptmann und der Doktor schotten sich eher nach unten ab, als eine Gemeinschaft zu bilden. Die Versuchsanordnung von Bergs Büchnervertonung bleibt schmerzend aktuell. Und mit der Weitergabe des Außenseitertums an den Sohn ist auch von der Zukunft keine Solidarität zu erwarten. Dass Wozzeck nicht nur mit einem Job den Lebensunterhalt für sich und seine kleine Fa- milie sichern kann, sondern sich nebenbei Verlosung! 3 x 2 Karten für „Belleville“ am 29. Januar um 20.00 Uhr im Kleinen Haus Einfach eine E-Mail bis zum 25. Januar an: gewinnen@ schwachhausen-magazin.de Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. auch noch für medizinische Experimente zur Verfügung stellen muss, katapultiert ihn aus der sozialen Realität des 19. Jahrhunderts direkt in die Erwerbsarmut der neoliberalen Gesellschaft. Die unausgewogene Work-Life- Balance führt dann auch fast zwangsläufig dazu, dass die zu oft alleingelassene Marie sich nach anderen Konstanten in ihrem Leben umschaut. Ohne Perspektive versucht Woz- zeck, sich aus der Situation zu befreien und tötet zunächst Marie und danach sich selbst. Alban Berg schrieb mit „Wozzeck“ die erste große expressionistische Oper, deren hoch- komplexe und dabei immer unmittelbar wir- kende Musiksprache auch 90 Jahre nach der Uraufführung nichts von ihrer Kraft verloren hat. Wozzeck Oper in drei Akten (15 Szenen) von Alban Berg, Text von Alban Berg nach dem Drama „Woyzeck“ von Georg Büchner Regie: Paul-Georg Dittrich Premiere: Samstag, den 13. Februar um 19.30 Uhr im Theater am Goetheplatz www.theaterbremen.de THEATER BREMEN

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