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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar-Februar 2016

SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 201650 ie Sache mit dem Frieden ist nicht so einfach. Frie- den ist ein ganz schön großes Wort. Frieden ist das, wonach Geflüchtete auf der Suche sind, wenn sie ihre Heimat verlassen. Er ist etwas, nach dem wir uns alle sehnen, selbst dann, wenn wir das Glück hatten, zu- fällig in ein Land hineingeboren zu werden, in dem momentan gerade Frieden herrscht. Manchmal be- kommen wir eine Ahnung davon, wie es ist, beim Aufwachen zu wissen, dass der Frieden auch hier nicht mehr zu Hause ist: Wenn wir von neuen Terroranschlägen hören, lesen, sehen, wie bei- spielsweise von der Ermordung von fast 150 Studenten einer Universität in Kenia, den Todesopfern der Anschläge in Paris, die Angriffe auf Ab- treibungskliniken durch christliche Fundamentalisten – dann wirkt der Frieden plötzlich auch für uns doch wieder sehr fragil und ganz und gar nicht selbstverständlich. Weil der Zufall eben manchmal ein teuflischer Begleiter ist, und jeder plötzlich aus seiner gewohnten Welt herausgeris- sen werden kann. Den Wunsch nach Frieden öffentlich zum Ausdruck bringen Warum also nicht ein Zeichen setzen für den Frieden, sagt sich Regina Heygster eines Tages. Nach dem 11. September 2001 fragt sich die Gra- fik-Designerin und freischaffende Künstlerin zum wiederholten Male, warum im Namen von verschiedenen Religionen Menschen immer wie- der getötet werden. „Religion soll doch eigentlich hilfreich sein, nicht töten“, sagt sie bei unserem Treffen. „Mit dem Friedenstunnel wollte ich zeigen, dass wir in Bremen für den Frieden einstehen. Dabei soll der Tun- nel explizit kein Religionstunnel sein! Zu ihm sollen sowohl Religionen ‚ja’ sagen können, als auch Menschen, die keiner Religion angehören.“ Bereits seit ihrer Jugend träumt Regina Heygster davon, vernachlässigte Bauwerke umzuwandeln, mit ihnen den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zau- bern – und zwar ohne, dass diese etwas dafür tun müssen. „Und Tunnel sind ja die am meisten vernachlässigten Bauwerke. Da lag es für mich nahe, irgendwann einmal tatsächlich einen zu finden, den ich gestalten kann“, meint sie. „Als dann nach den Terroranschlägen in New York der Gedanke, ein Friedenssymbol aufzubauen, immer konkreter wurde, wollte ich nicht mehr nur über den Frieden reden, sondern diesen öf- fentlich zum Ausdruck bringen. Deshalb ging ich dann damals auf die Suche nach einem passenden Tunnel für ein Friedensprojekt. Und ich fand den Rembertitunnel.“ Der Rembertitunnel an der Parkstraße eignet sich aus mehreren Gründen wunderbar für das große Vorhaben: Er liegt zen- tral, hat eine wunderschöne Jugendstilfassade und lässt sich in den Augen von Regina Heygster gut gestalten. „Ich wusste sofort, wie der Tunnel aussehen soll“, lacht sie. „Nun musste ich nur noch die Leute und Insti- tutionen mit ins Boot holen – und die Erlaubnis dafür bekommen.“ Der Friedenstunnel setzt ein Zeichen Also zieht sie los, spricht mit der Bahn, die Eigentümerin des Tunnels ist, setzt sich mit Religionsvertretern zusammen, erzählt von ihrer Idee. Die Aussagen zum Projekt sind einhellig: „Die Reaktionen waren durchweg positiv. Auch die Bahn wollte mich bei dem Vorhaben unterstützen, wenn andere genauso mitziehen – allerdings nicht finanziell“, erzählt Regina Heygster. „Da nun Förderer gesucht wurden, wollte ich unbedingt ein of- FRIEDENSTUNNEL IN BREMEN D Tunnelblick: der Rembertitunnel als Friedenssymbol mit einem 100 Meter langen Friedensmosaik, das 135 Mal das Wort „Frieden“ in internationalen Sprachen zeigt, sowie 82 Tafeln mit Friedens- und Weisheitstexten. Eine LED-Lichtinstallation am Gewölbehimmel sorgt dafür, dass die Mosaiken und Texte auch nach Einbruch der Dunkelheit noch gelesen werden können.

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