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SCHWACHHAUSEN Magazin | März - April 2015 27 weise auch in der Disposition beschäftigt sind. Und im Gegensatz zu einem weiteren Vorurteil über Radkuriere ist tatsächlich nur ein Student darunter, 13 von ihnen sind fest angestellt, zwei Minijobber. Michael Brinkmann und Marcel Thielbar setzen bei ihrem Team auf Beständig- keit: „Die Kunden schätzen es sehr, wenn sie unsere Kuriere kennen – sie wissen, diese sind zuverlässig. Außerdem sind Radkuriere, die nicht nur nebenbei fahren, einfach routinierter und noch sicherer unterwegs als andere", stellt Michael Brinkmann fest. Zu den Aufraggebern gehören übrigens neben klassischen Radkurier-Kunden wie Agenturen, Ärzte und Anwaltskanzleien inzwischen auch ganz normale Leute, die den schnellen Service sehr zu schätzen wissen. Häufig melden diese sich auf Empfehlung von anderen Kunden, groß angelegte Akquiseaktionen sind so gar nicht mehr notwendig. Dabei ist das Verrückteste, was Michael Brinkmann je transportieren musste, ein toter Hase: „Der tote Hase war an- scheinend als Braten gedacht. Er sollte von uns auf dem Wochenmarkt in Findorff abgeholt und einer älteren Dame nach Hause gebracht wer- den, damit sie ihn noch rechtzeitig in den Ofen schieben konnte. Etwas merkwürdig war das ja schon", lacht er. Auch abgesehen von allen schrägen Dingen, die transportiert werden wol- len, hat ein Kurierdienst auf zwei Rädern wirk- lich Sinn: Er ist schnell, flexibel und ökologisch – schließlich tendiert der CO2-Ausstoß gen Null. Und dank der Funkgeräte, mit dem jeder Radkurier ausgestattet ist, können zwischen- durch spontan weitere Pakete eingesammelt und verteilt werden. Und falls Pakete geliefert werden müssen, mit dem ein normales Fahrrad größentechnisch überfordert wäre? „Dann kommen entweder unsere beiden Transporter oder die drei Lasten- räder zum Einsatz. Wir können es wirklich mit fast allen Dingen aufnehmen“, meint Michael Brinkmann, der sogar selbst noch auf dem Rad unterwegs ist – seit 21 Jahren unfallfrei! „Der Radkurierjob ist mir in Fleisch und Blut über- gegangen, den könnte ich nicht einfach so auf- geben. Und der persönliche Kontakt zu den Kunden, die man aus der Disposition kennt, ist natürlich auch unbezahlbar.“ Weltmeisterlich und sicher unterwegs Wer sich jetzt fragt, was es mit dem eingangs erwähnten Weltmeistertitel denn nun auf sich hat und es bis jetzt noch nicht wusste: Regel- mäßig finden in verschiedenen Städten welt- weit Weltmeisterschaften der Radkuriere statt – 2011 traf die sich die Szene in Warschau. In einem simulierten Arbeitsalltag sollen die Welt- meisteranwärter auf einer abgesperrten Strecke so viele Sendungen wie möglich ausliefern. Also fast wie bei einem real gewordenen Computer- spiel? „Ja, ein bisschen ist das wirklich so gewe- sen, gar nicht wie im Alltag. Die Strecke war un- glaublich anspruchsvoll, zudem hat es sint- flutartig geregnet. Da kam mir meine Cross- und Mountainbike-Erfahrung zum Glück sehr zu- gute“, so Weltmeister Michael Brinkmann. „Da hieß es nur, Päckchen und Packrollen in alle Ta- schen verstaut und so schnell wie möglich ab durch den Parcours. Es war ein gutes Gefühl, in meinem Alter noch den Titel geholt zu haben – damals war ich ja bereits 47 Jahre alt, alle ande- ren deutlich jünger.“ Im wahren Leben kennen die „Bremer Radku- riere“ die Wege der Stadt so gut wie ihre Westentasche – und bewegen sich sicher auf den Straßen. So entsprechen sie dabei so ganz und gar nicht den Vorurteilen: Denn auf der Prioritätenliste der Bremer Radkuriere steht ein verkehrssicheres, vorausschauendes und defen- sives Fahren ganz weit oben, alle Kuriere wer- den darauf sensibilisiert. Mit Erfolg: Seit zwei Jahren hat es keine Unfälle mehr gegeben. Eine echte und sichere Alternative also, innerhalb der Stadt schnell, günstig, flexibel und spontan Sen- dungen hin und her zu bewegen. Michael Brinkmann ist seit 21 Jahren Radkurier, seit 1999 hat er sein eigenes Unternehmen BREMER RADKURIER 2011 wurde Brink- mann Erster bei der Fahrradkurier-Welt- meisterschaft in Warschau SCHWACHHAUSEN Magazin | März - April 201527

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