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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2015

SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 201536 it der ursprünglichen Atmosphäre haben sie dann kaum noch etwas zu tun. Das Licht, das in den Betonklotz kommt, verändert alles. „Wenn die ersten Löcher in den Bunker hineingesägt werden, entfließt der Schrecken durch die Öff- nungen“, sagt der Bremer Architekt Claus Freu- denberg. Er und sein Kollege Rainer Mielke haben sich auf den Umbau von Bunkern spezia- lisiert. Bereits seit 15 Jahren verwandeln sie die grauen Ungetüme in schicke Wohnhäuser. Mielke selbst machte den Anfang. Noch heute be- wohnt er mit seiner Frau einen dieser 4000 Tonnen schweren Kolosse – genauer gesagt eine 150 qm große Penthouse-Wohnung auf dem Dach. 1998 kaufte der Architekt nach fünfjährigem Ringen mit dem zustän- digen Amt, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), den Bunker F38 in der Claussenstraße in Schwachhausen. Das war zu einer Zeit, als noch nie- mand auf die Idee kam, die Ungetüme in modernen Wohnraum umzuwandeln, sagt er. „Die Mitarbeiter der BIMA waren von der Idee mehr als überrascht und auf so etwas gar nicht vorbereitet“, sagt der Ar- chitekt heute lachend. Nach ein paar Monaten Bauzeit entstand auf dem Bunker eine große lichtdurchflutete Wohnung mit einem markanten tonnenförmigen Dach aus blauem Wellblech. Das Treppenhaus baute der Architekt von außen an das Haus, die Leitungen wurden ebenfalls außen entlang verlegt. Der Rest blieb unberührt. Auch weil der gebürtige Ruhrpöttler das Innere des Beton- klotzes wegen der Zivilschutzbindung nicht verändern durfte. Denn danach hätte Mielke das Haus im Fall eines Notfalls innerhalb von drei Wochen räumen und der Bevölkerung zur Verfügung stellen müssen. Im Jahr 2002 wurde diese Vorschrift aufgehoben, und der Architekt entkernte das Obergeschoss des Bunkers und gestaltete es für seine Schwester: seine erste Bun- kerwohnung. Mittlerweile beherbergt F38 noch zwei weitere Mietwohnungen, einen Hobbyraum sowie einen Kulturkeller im Untergeschoss für Ausstellun- gen, Lesungen und Aufführungen. Auch Zeitzeugen haben hier schon ihre Geschichte erzählt, von der Bauzeit im Jahr 1943, von den Bombennächten und den Ängsten im Bunker. TEXT & FOTOS | NORA BRÖKERS M Gedenkstein in Nachbars Gar- ten: Dieses Stück Bunker erin- nert an die Umbauzeiten, als die Trümmer der Fensteröff- nungen mühevoll aus dem Bunker gedrückt werden mussten. Netter Nebeneffekt: Die raum- hohen, innen liegenden Fenster bringen viel Licht und schaffen gleichzeitig überdachte Außen- terrassen. Claus Freudenberg und Rainer Mielke sind längst Experten auf dem Gebiet des Bunker-Umbaus.

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