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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2015

33SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2015 33 Ansgar Matuschak kam 1957 als erstes Baby der Kurfürstenkli- nik, der heutigen Paracelsus-Klinik, zur Welt. Bis zum Abitur wuchs er in Bremen-Nord auf. Es folgten Ausbildung und beruf- licher Werdegang bei Bremer und Hamburger Banken. 1990 gründete Ansgar Matuschak seine erste Firma zum Bau von so- zialen Einrichtungen. Nach deren Verkauf gründete er die GWA Management GmbH, die bis November 2011 von Bremen aus sechs Wohnstifte zwischen Harz und Ostsee mit rund 600 Mit- arbeiterInnen führte. Zudem war er Mitglied in diversen Spit- zenverbänden der Sozialwirtschaft. Seit 2007 gehört er für die CDU dem Beirat Schwachhausen an. WELCHE PLÄNE HABEN SIE FÜR DIE ZUKUNFT? WOLLEN SIE WIEDER AKTIV WERDEN? Ein wenig. Aber nur selektiv und in Maßen. Zum Beispiel mit zwei Partnern in der Galerie „ArtDocks“ im Schuppen 1 im Überseehafen. Politisch habe ich mich entschieden, noch ein- mal für den Beirat zu kandidieren. WIE SIND SIE ZU IHREM POLITISCHEN ENGAGEMENT FÜR DIE CDU UND FÜR DEN BEIRAT GEKOMMEN? Es ist leicht, als Außenstehender immer auf die Politik zu schimpfen. Und da wollte ich mal erfahren, wie es ist. Und ich muss feststellen: Es ist nicht einfach, den unterschiedlichen Meinungen der Bürger gerecht zu werden. WAS IST IHNEN WICHTIG IN DER POLITIK? Was ich bei Parteien als nachteilig empfinde, ist, dass dort Per- sonelles nicht unbedingt an Kompetenzen festgemacht wird. Ich finde, in der komplexen Welt von heute ist es unabdingbar, Spezialwissen mitzubringen oder Fachleute hinzuzuziehen. Nehmen Sie mal mein Thema: Pflege und Pflegereform. Keine Partei hat bisher überlegt, ein komplett neues Pflegesystem zu entwickeln. Würden sich beispielsweise die Tätigkeiten der Examinierten ausschließlich auf die qualifiziert notwendigen konzentrieren, würde das Berufsbild und das gesellschaftliche Standing sofort aufgewertet werden. Das ist bisher noch nicht grundlegend angegangen worden. WORAN LIEGT DAS IHRER MEINUNG NACH? Es scheitert auch an zu vielen, die einfach nur mitreden und ihren Status erhalten wollen. Um aber wirklich etwas zu verän- dern, muss man zielorientiert denken und auch unbequeme Entscheidungen treffen. „You never know until you try – man weiß es nicht, bevor man es nicht ausprobiert hat“. Das gilt für alles im Leben. Wenn ich ängstlich stehen bleibe, habe ich schon verloren. WELCHE BILANZ ZIEHEN SIE AUS IHREN JAHREN ALS UNTERNEHMER? Dass es sehr darauf ankommt, dass das Management immer wieder gewillt ist, neue Wege zu gehen und innovativ zu den- ken. Und vor allem emotional versuchen muss, die Mitarbeiter mitzunehmen. Das Bauchgefühl muss stimmen. Zukünftig ist wichtig, dass wir in Deutschland die Serviceorientiertheit nicht vergessen. Bei Dienstleistungen am Menschen habe ich ein biss- chen Sorge, dass Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt, insbe- sondere gegenüber Schwächeren und Älteren, verloren gehen. WAS WOLLTEN SIE ALS KLEINER JUNGE WERDEN? Pilot, na klar. Fliegen und schnell fahren ist für mich das Größte. Nach meiner Ausbildung habe ich dann aber in Los An- geles spontan das Studium Journalismus begonnen. Das war mein Traum. Den verwirklicht hoffentlich jetzt mein Sohn. Denn als ich aus den USA zurückkam, sollte ich zur Bundeswehr eingezo- gen werden (da hätte ich mit meiner großen Klappe wahrscheinlich ständig im Bau gesessen), habe stattdessen meinen Zivildienst ge- macht und war anschließend zu alt, um das Studium wieder aufzu- nehmen. VERRATEN SIE UNS IHRE HOBBYS? Oldtimer! Und Musik. Ich spielte die zweite Geige am zweiten Pult im Jugend-Sinfonieorchester. Muss irgendwie traumatisch gewesen sein - heute spiele ich lieber die „erste Geige“… Aber eigentlich liebe ich Soul und Funk und Bruce Springsteen, dem ich in Mün- chen persönlich begegnet bin. Ein toller Musiker und eine gesell- schaftlich äußerst engagierte Persönlichkeit. Und natürlich viele Länder, die ich noch bereisen möchte. Wenn mir „der Himmel auf den Kopf fallen würde“, ohne noch mehr von der Welt gesehen zu haben – das wäre schade. SIE SAGTEN, SIE HABEN EINE SAMMELLEIDENSCHAFT: WELCHE? Ich habe mit meinem Bruder die Fußballbilder der WM 66 von Aral gesammelt und dann auch die Bundesliga-Alben von Bergmann – eine Tüte mit vier Spielerkarten gabs für 20 Pfennig. Mein Ziel: alle Spieler noch mal mit Autogramm. Mir fehlen von 1965 bis 1969 nur noch wenige - die meisten davon sind verstorben oder „ver- schollen“. WAS KANN SIE SO RICHTIG IN RAGE BRINGEN? Ideologische Weltverbesserer. Schon immer. Und Menschen, die mit moralischem Verbotszeigefinger durch die Welt laufen. LIEBLINGSGERICHT ODER SCHÖNES WETTER – WORÜBER FREUEN SIE SICH? Meine Lieblingsspeisen sind asiatisch: Sushi, Tandoori Chicken oder einfach Gerichte aus dem Wok. Und ein guter Weißwein. Aber wichtiger als alles andere ist, dass es meinen Liebsten – insbeson- dere meinen Eltern – noch viele Jahre gut geht, darüber wäre ich glücklich. SIE SOLLEN IN EINEM DORF IN TOGO ZUM KÖNIG GEKRÖNT WORDEN SEIN – WAS IST DAS FÜR EINE GESCHICHTE? Da mir im Leben viel Gutes widerfahren ist, finde ich es wichtig, dass man sich privat sozial engagiert, um etwas davon zurückzuge- ben. Unter anderem wurde ich über meinen Beiratskollegen Ger- hard Scherer von einer in Bremen lebenden Togolesin gefragt wegen eines Brunnenbaus. So wurde, mit Unterstützung der Nord- deutschen Mission, im Oktober 2012 in einem 1000-Seelen-Dorf ein Brunnen gebaut, der auch den gleich großen Nachbarort mitver- sorgt. Die Menschen mussten bisher immer viele Kilometer bis zum Fluss laufen, um dort zum Teil stark verunreinigtes Wasser abzufül- len. Im November wurden Herr Scherer und ich „genötigt“, zur Einweihung nach Danyi-Xixéatro zu kommen. Und das waren na- türlich überwältigende Eindrücke. Das ganze Dorf kam mit Trom- meln und Gewändern singend und tanzend auf uns zu. Drei Tage wurde fast nur gefeiert – auch mit Gottesdiensten. Was ich nicht ahnen konnte, war, dass die Dorfältesten mich zum König von Xi- xéatro krönten. Und Herr Scherer wurde „Staatssekretär“. Dank Werder Bremen konnten wir einen großen Koffer voller Werder- Utensilien und Fußbälle mitnehmen, die bei den Kindern und Ju- gendlichen viel Freude auslösten. Was mich dann aber auf dem Rückflug beschäftigt hat, war, dass das Elend so unermesslich ist, dass der Brunnen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein kann. VIELEN DANK FÜR DAS INTERVIEW! PERSÖNLICHKEITEN | ANSGAR MATUSCHAK 33SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 201533

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