SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 201530 FRAU DREES, VIELEN DANK FÜR DIE GELEGENHEIT, AN DIESER BESONDEREN BE- GEGNUNG ZWISCHEN MENSCH UND TIER IM SENIORENHEIM TEILHABEN ZU DÜR- FEN. WAS IST HIER GESCHEHEN? Die kleine „Tierland“ in der Mitte und die Tiere, die es sich darin ge- mütlich machen, sind ein schöner, aber vor allem auch ein entspannender Anblick. Denn wenn Hund und Huhn, Meerschwein und Kaninchen so friedlich miteinander umgehen, ist das ein wenig wie im Garten Eden, ein Ort, an dem man sich sicher fühlt und gerne bleibt. WIE HILFT ES DEMENZKRANKEN MENSCHEN, DIE DAS EREIGNIS JA SCHNELL VER- GESSEN, AUF LÄNGERE SICHT? Wir wissen, dass eine angenehme, freudige Stimmung auch länger an- dauernd etwas bewirkt: Zum einen stärkt sie unser Immunsystem, zum anderen bringt solch eine Stimmung vieles in uns in Bewegung. Nicht nur die Gesichtszüge, sondern noch viele andere Muskeln werden be- nutzt, das Gehirn bekommt viele Eindrücke, es gibt viel zu sehen, zu riechen, zu fühlen und zu hören. Diese Aktivierung aller Sinne hat durchaus über den Moment hinaus positive Auswirkungen. Aber das Schönste an solch einer Begegnung ist, dass die Tiere es schaffen, das Herz zu berühren, und das wird bekanntlich nicht dement. So erkennen auch demente Personen manchmal noch Wochen spä- ter zum Beispiel ihr kleines Meerschwein- chen wieder. DAS, WAS SIE MACHEN, WIRD ALS „TIERGE- STÜTZTE INTERVENTION“ BEZEICHNET. WAS HEISST DAS GENAU? Das bedeutet, dass wir die Hilfe von Tieren in Anspruch nehmen, um Menschen zu er- reichen oder in der einen oder anderen Form auf sie einzuwirken. Die Tiere sind dann so etwas wie unser Türöffner, manchmal auch ge- radezu Eisbrecher. Wir wissen, dass entspannte Tiere bei uns, ohne dass wir darüber nachdenken, eine Entspannung bewirken. Ist man erst einmal entspannt und fühlt sich sicher, dann öffnen sich sozusagen die Türen einer Persönlichkeit. EINEN HUND DABEIZUHABEN, IST VIELLEICHT NICHTS UNGEWÖHNLICHES. ABER WARUM AUSGERECHNET HÜHNER UND MEERSCHWEINCHEN? Die Hühner haben so wunderbar feine Antennen und bemerken An- spannung und Entspannung früher als ich. So können sie mir „sagen“, wenn ich etwas ändern muss. Machen die Hühner es sich so richtig ge- mütlich, bedeutet das, den mir anvertrauten Menschen geht es auch gut und wir haben eine schöne Stimmung. Außerdem sind Hühnern den mei- sten älteren Herrschaften wohlbekannt und gern gesehen und noch dazu so kuschelig weich in ihrem schönen Federkleid. Ein Hund dagegen ist für mehrere Leute viel zu wenig. Er kann nun mal nicht zu allen, die es sich wünschen, gleichzeitig gehen. Die Meerschweinchen dagegen reisen bei- nahe als kleine Fußballmannschaft an. Da ist es möglich, dass die Senio- ren ein Tier ganz für sich haben. In ihrer Kleinheit kann auch jemand recht Schwaches sie halten und beschützen. Menschen in einem Pflegeheim nehmen tagtäglich Hilfe in Anspruch, da fühlt es sich richtig gut an, einmal selber für jeman- den stark zu sein. ICH HABE BEOBACHTEN KÖNNEN, WIE ENTSPANNT DIE TIERE WAREN UND WIE SIE VOR DEM KONTAKT NICHT ZU- RÜCKSCHRECKTEN, SONDERN – IM GEGENTEIL – AUF DIE MENSCHEN ZUGINGEN. WIE TRAINIEREN UND SENSIBILISIE- REN SIE IHRE TIERE? Die Grundvoraussetzung ist, dass ich sowohl über die jewei- lig eingesetzte Tierart als auch über jedes einzelne Tier viel weiß. Mit diesem Wissen bemühe ich mich, den Tieren bei mir zu Hause ein möglichst schönes Alltagsleben zu ermögli- Alte Hände, die fühlen und sich vielleicht erinnern. Ein Meerschweinchen, das sich entspannt und die Entspannung an den Menschen zurückgibt.