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SCHWACHHAUSEN Magazin | November-Dezember 2014

SCHWACHHAUSEN Magazin | November - Dezember 2014 53 Wer einmal dort war, der ist sofort verzaubert. Schon unten im Flur riecht es blumig, oben angekommen empfangen einen liebevoll drapierte Kränze, Blumen und Dekoartikel. Durch die offene Wohnungstür im dritten Stock des Hauses Außer der Schleifmühle 80 fällt der Blick auf Karin Emigholz: Sie steht in der kleinen Küche links vom Eingang und kocht Kaffee. Denn jeder, der in ihre gemütlichen Räume kommt, wird erst ein- mal gründlich mit Kaffee und Keksen versorgt. Die Rede ist von dem Charity Shop „Dritte Etage“, den Karin Emigholz ver- gangenen November eröffnete. Die Idee hat sie von einer ihrer unzähligen Großbritannien-Reisen mitgebracht. Sogar in kleineren Ortschaften gibt es dort Läden, deren Einnahmen an eine Stiftung gehen oder für einen guten Zweck ge- spendet werden. Oft werden die Charity Shops von den Stiftungen selbst eröffnet und betrieben – alles natürlich ehrenamtlich. In Deutschland sind bisher eher die großen Geschäfte der Entwick- lungsorganisation Oxfam bekannt. „Charity Shops“, also „Wohltätig- keitsgeschäfte“, oder auch die amerikanische Version „Thrift Shop“, die seit 2012 viele aus dem gleichnamigen Hit von Musiker Mackle- more kennen, sind in Deutschland derzeit noch eine Rarität. Karin Emigholz hat den Schritt zum eigenen Laden gewagt und un- terstützt mit ihrem Charity Shop die Tabea Stiftung der evangelischen Kirchengemeinde Oberneuland. Sie verkauft Kleidungsstücke, Schmuck und Dekoartikel. Letztere, darunter besagte Kränze im Hausflur, macht sie selbst – ihr kleines Hobby, wenn sie mal Zeit dafür findet. Hauptberuflich arbeitet Karin Emigholz nämlich als Ergothe- rapeutin, hält auch Vorlesungen in der Fachschule für Ergotherapie. Seit sechs Jahren unterstützt die Tabea Stiftung besonders Kinder und Jugendliche in und um Oberneuland, organisiert Hausaufgabenhilfe, Musikförderung oder kümmert sich um Menschen in schwierigen Le- bensumständen. Aus der Tabea Stiftung entstand vor einigen Jahren der sogenannte „Freundeskreis“, eine Gruppe von Frauen, die durch verschiedene Aktionen versuchen, die Stiftung zu unterstützen. Auch Karin Emigholz gehört dem „Freundeskreis“ an. Was in London schon lange etabliert ist, läuft in Bremen leider noch schwer an. Als Karin Emigholz vor knapp einem Jahr ihren Charity Shop eröffnete, musste sie vorher viele der Kleidungsstücke bei ebay selbst ersteigern oder aus ihrem eigenen Kleiderschrank nehmen. „Ein paar Stücke habe ich auch von der Stiftung bekommen, aber um das meiste habe ich mich selbst gekümmert“, erzählt sie. Mittlerweile hat sich der kleine Second-Hand-Laden im dritten Stock immerhin schon soweit herumgesprochen, dass sie einen festen Kundenstamm hat, der immer wieder neue Kleidung vorbeibringt. Denn, wer die „Dritte Etage“ einmal gefunden hat, der kommt wieder. Unter den Stammkundinnen ist auch die finnische Künstlerin Pirjo Niiranen. Sie wohnt um die Ecke und hatte das kleine Lädchen durch Zufall entdeckt. „Ich finde das Konzept toll! Mein Geschmack ändert sich ja mit den Jahren und bevor ich es wegwerfe, bin ich froh, wenn ich damit eine gute Sache unterstützen kann“, freut sie sich. C H A R I T Y S H O P Besonders zur Weihnachtszeit kommen die Menschen zu Karin Emigholz in den Laden. Seit Ende Oktober kann man bei ihr auch Weihnachtsartikel kaufen. FÜR DEN GUTEN ZWECK WIE KARIN EMIGHOLZ DEN MENSCHEN DOPPELT HILFT MODE TEXT & FOTOS | KATHARINA DELLING SCHWACHHAUSEN Magazin | November - Dezember 201453

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