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SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2014

33 Herr Dr. Schulte-Sasse, Sie waren von 1979 bis 1981 als Entwicklungshelfer in Ecuador. Was war die Motivation dafür und wie hat diese Zeit Sie verändert? Ich komme aus einer Familie, die ein starkes In- teresse an armen Ländern hatte. Meine Eltern haben schon Ende der 50er Jahre ein Ausbil- dungsprojekt für Waisenkinder in Brasilien un- terstützt. Ein Großonkel von mir war dort als Pater in der Armenseelsorge tätig. Das hat mich schon als Kind beeindruckt. Eigentlich hatte es mich später nach Westafrika gezogen. Der Deutsche Entwicklungsdienst hat mir dann aber ein Projekt in Ecuador angeboten, weil das nach seiner Einschätzung besser zu mir passte. Heute kann ich sagen: Diese Zeit war die prä- gendste Phase meines Lebens. Damals war ich auf eine Universitätskarriere aus und wollte meinem ältesten Bruder nacheifern. Nach mei- ner Zeit in Ecuador war klar: Die alltägliche Ar- beit mit Patienten und sozialmedizinische Fragen lagen mir am meisten. Dann hat das Leben mich am Ende in die Politik geführt. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, von der Medizin in die Politik zu wech- seln? Wie vieles in meinem Leben war das eine Ab- folge von glücklichen Zufällen. Meine Nichte hat mich mal gefragt, wann ich den Masterplan für mein Leben entworfen habe. Es sieht alles so folgerichtig aus. So was hat es aber nie gege- ben. Als ich 1986 das erste Mal nach Bremen kam, waren gerade Delegiertenwahlen für die Ärztekammer. Die Liste Gesundheit suchte noch Kandidaten. Ich war bereit, auf einem aus- sichtslosen Platz zu kandidieren. Dann aber er- zielte die Liste einen so großen Erfolg, dass ich unerwartet gewählt wurde. Meine dadurch ausgelösten Aktivitäten und vor allem meine Auftritte auf Deutschen Ärzteta- gen machten mich bekannter und dann kam die Anfrage der SPD-Fraktion aus München, ob ich mir das Amt des Gesundheitsdezernenten vorstellen könne. So begann eine politische Ar- beit, die jetzt auch schon über 20 Jahre andau- ert, und die mich schließlich zum AOK- Bundesverband, ins Bundesgesundheitsmini- sterium und in die Gesundheitsverwaltung des Berliner Senats führte. Alle diese Stationen waren Folge von Anfragen, die an mich heran- getragen wurden. Geplant war dabei nichts. Und als ich mich Ende 2006 entschieden hatte, in Berlin nach der Wahl des neuen Abgeordne- tenhauses aufzuhören und nach Bremen zu- rückzukehren, weil meine Mutter in hohem Alter nach Bremen in eine betreute Wohnan- lage gezogen war, wollte ich in meinem Ruhe- stand nur noch ab und zu für Beratungen und Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Bis dann P E R S Ö N L I C H K E I T E N A U S S C H W A C H H A U S E N Hubert Schulte, damaliger Chef der Bremer Se- natskanzlei und mein ehemaliger Kollege in Berlin, mich nach der Bürgerschaftswahl 2007 im Auftrag von Senatorin Ingelore Rosenkötter anrief und fragte, ob ich hier als Staatsrat noch einmal zur Verfügung stünde. Das habe ich gern gemacht, weil mir das Bremer Gesundheitswe- sen aus meinem ersten Bremer Leben immer Dr. Hermann Schulte-Sasse unter dem Hawoli-Fragment vor seinem Büro, das im zehnten Stock angesiedelt ist INTERVIEW & FOTOS | RENATE SCHWANEBECK noch gut vertraut war und mir sehr am Herzen lag. Nach der Wahl 2011 bin ich dann mit 63 Jahren in den einstweiligen Ruhestand gewech- selt. Der Rücktritt von Senatorin Jürgens-Pieper Ende 2012 reaktivierte mich abermals, nun als Senator für Gesundheit. Sie sehen also: Kein Ma- sterplan. Alles purer Zufall. SCHWACHHAUSEN Magazin | September - Oktober 2014 33

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