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SCHWACHHAUSEN Magazin | Mai-Juni 2014

SCHWACHHAUSEN Magazin | Mai - Juni 2014 41 Herr Balke, was verbindet Sie mit Schwachhausen? Da wären erstmal die Geisberg-Studios in der Geisbergstraße, wo ich mit Eike Besuden den Film „Verrückt nach Paris“ gemacht habe. Und ich habe auch einmal in der Georg-Gröning- Straße gewohnt. Derzeit verbindet mich das Focke-Museum mit Schwachhausen. In den letzten vier Jahren bin ich hier zum Hofsatiri- ker geworden. Ich habe vier satirische Führun- gen entwickelt, mit sehr gutem Erfolg würde ich sagen, drei davon für Sonderausstellungen des Focke-Museums. Die letzte war die „Pilger- Ausstellung“, davor „Graben für Germanien“. Was mich aktuell zusätzlich auch noch mit Schwachhausen verbindet, das ist die Kapelle Riensberg. Dort werde ich am 22. Juni um 18 Uhr ein Programm durchführen, welches „Im Jenseits von Gut und Böse“ heißt. Das ist eine einmalige Veranstaltung, in der es thematisch um Leben und Sterben in den fünf großen Welt- religionen geht. Und da beleuchte ich satirisch die Paradiesversprechungen, also das, was die Menschen nach dem Tode möglicherweise er- wartet. Begleitet werde ich von Gerhard Sten- gert an der Marimba, diesem wundervollen Instrument, eine Art Xylophon. Wie sind Sie in die Kabarettschiene gekommen? Meine Mutter ist Pianistin gewesen und mein Vater war Schauspieler. Und ich bin Anhänger der Vererbungstheorie. Ich glaube, dass man ei- niges mitkriegt an Talentanlagen und Verhal- tensweisen. Das Komödiantische ist schon immer mein Lieblingsthema gewesen, und es gefällt mir, auch schwere Dinge humorvoll dar- zustellen. Prägend war für mich auch das Blaumeier-Ate- lier, dem ich zwölf Jahre lang als Schauspieler und Regisseur angehörte. Ich schreibe seit 25 Jahren satirische Lieder. In den letzten Jahren habe ich mich verstärkt auf die Kabarettschiene verlegt, zuletzt mit dem großen Programm „Die TIERtorTOUR“. Mein nächstes Programm heißt „unglaublich“. Das nimmt die Religionen aufs Korn. Da war die Pilgerausstellung im Focke-Museum ein ganz guter Vorlauf. Was hat Sie am Blaumeier Atelier fasziniert? Oh, da gibt es viel. Ich habe dort von 1987 bis 1999 gearbeitet. Es war eine unglaublich prä- gende Zeit, besonders mit dem kreativen Team von Künstlern und Theatermachern. Es hat mich sehr geprägt, was man mit Blaumeier alles ausprobieren und auf die Beine stellen konnte. Wir haben viele kühne und tolle Projekte ge- macht und es war immer gekennzeichnet von der Spontanität und den Besonderheiten, die Menschen mit Behinderungen haben. Blaumeier ist durch die fast 30-jährige Arbeit P E R S Ö N L I C H K E I T E N A U S S C H W A C H H A U S E N sehr bekannt geworden. Ich habe sicher auch einen Beitrag dazu geleistet. Das größte Projekt war der Film „Verrückt nach Paris“ mit Schau- spielern aus dem Blaumeier-Atelier. Die Haupt- darstellerin Paula Kleine ist übrigens vor zwei Wochen gestorben. Der Film hat allein in Bre- men 35.000 Zuschauer gehabt. Auch im gan- zen Bundesgebiet wurde der Film viel gesehen und er ist auch im Ausland gelaufen. Wie ist die Idee zu den satirischen Füh- rungen im Focke-Museum entstanden? Anlässlich der Ausstellung „Manieren“. Ich habe im Museum mein satirisches Programm „Gutes Benehmen von A bis Z“ gespielt. In die- ser Ausstellung über Manieren ging es darum, wie sich Manieren in den letzten fünf Jahrhun- derten angepasst und entwickelt haben. Ich habe als Museums- und Fremdenführerin die Figur 'Traute Backhaus aus der Emmastraße' ge- spielt. Das war so ein bisschen der Startschuss und das habe ich mit der Museumsleiterin Dr. Frauke von der Haar und dem Geschäftsführer Norbert Kölle entwickelt. Die beiden haben mir Vertrauen entgegengebracht. Dann haben wir uns immer weiter vorgewagt. Verraten Sie uns schon etwas über Ihr neues Programm „unglaublich“? Ich stelle in diesem Programm die Frage: Sind die Religionen wirklich von Gott, von Allah, von den Göttern geschrieben oder haben sich die Menschen das alles über Jahrtausende aus- gedacht und weiterentwickelt? Das werde ich aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, Pa- radiesverheißungen, Pilgerreisen, Sexualität, auch Skurrile – und das Ganze, so hoffe ich, ohne erhobenen Zeigefinger. Der ist ja in den Re- ligionen schon genug vorhanden. In der Glocke gibt es die Bremen-Premiere am 11.10. Aber ich werde auch durch die Bürger- häuser ziehen in viele Regionen von Bremen und natürlich wieder durch das Umland, wo ich durch mein Wilhelm-Busch-Programm viele Kontakte bekommen habe. Als Kabarettist haben Sie immer die Themen der Zeit im Blick. Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie diese mal abgeschaltet haben? Ich bin ja Butenbremer geworden. Es ist mir total wichtig, draußen in der Natur herumzu- laufen als Ausgleich für die geistige Arbeit. Nietz- sche hat mal gesagt: „Jeder Gedanke, der nicht erlaufen worden ist, ist wertlos“. Ich lerne meine Texte zum Beispiel beim Gehen. Ich brau- che diesen Ausgleich, denn man muss sehr prä- sent und konzentriert sein vor dem Publikum. Es ist immer so ein bisschen wie in einer Prü- fungssituation. Ich liebe das, sonst würde ich es nicht machen. Pago Balke hat in Bremen studiert, im Atelier Blau- meier gearbeitet, seinen Film „Verrückt nach Paris“ mit Bremer Schauspielern gedreht und macht nun satirische Führungen im Focke-Museum. Er sagt: „Ich bin Wahl-Schwach- hauser“ INTERVIEW & FOTOS | RENATE SCHWANEBECK

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