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SCHWACHHAUSEN Magazin | März-April 2014

War es Ihr Wunsch, in den Norden zu kommen? Ja. Ich hatte eine unbefristete Stelle in Mün- chen. Ich war wegen meines Mannes nach München gegangen. Aber eigentlich bin ich mehr eine Nordwestdeutsche und keine Baye- rin. Ich bin im Münsterland, in der Grafschaft Bentheim und im Emsland groß geworden. Am 1. April sind Sie sechs Jahre im Focke-Museum … Ja, die sind sehr schnell vorbeigegangen. Da kann man sehen, was man in der Zeit bewegen kann – und was nicht. Ein Museum funktio- niert anders als andere Arbeitsbereiche. Als Be- sucher sieht man meist nicht, dass zum Beispiel Ausstellungen einen gewissen zeitlichen Vorlauf benötigen. Meist bietet ein Museum Ausstellungen oder Führungen an. Sie bieten darüber hinaus noch eine Vielzahl von weiteren Veranstaltungen an. Gibt es einen Wan- del in der Ansprache der Besucher? Das hat es immer wieder gegeben. Ein Museum muss auf die Besucher reagieren. So gab es in den 70er Jahren die Museumspädagogik, dann die Blockbuster-Bewegung. Heute gehen wir stärker auf Gegenwartsthemen ein und versu- chen, unsere Besucher über Themen, die sie aus ihrem Umfeld kennen, ins Museum zu be- wegen. Und dazu gehören nicht nur Ausstel- lungen, sondern auch Veranstaltungen. Unser Ziel ist es, damit ganz unterschiedliche Besu- chergruppen anzusprechen. Wo sehen Sie das Focke-Museum im Jahre 2020? Idealerweise hätten wir dann verwirklicht, dass wir die Bremer Geschichte nach 1945 hier prä- sentieren können. Unsere Dauerausstellung geht bis 1945. Es zeigt sich heute, dass viele Be- sucher in der heutigen Zeit abgeholt werden müssen. Insbesondere Jugendliche. Die Zeit nach 1945 war für viele Besucher ja auch ihre Jugendzeit. Es gibt bremische The- men, die diese durchziehen wie der Automo- bil-Bau oder die Raumfahrt. Aber auch Veränderungen wie die in der Hafenwirtschaft. Dazu muss man eine Geschichte erzählen. Dafür braucht man aber Zeit. Man muss Kon- zepte entwickeln und braucht Unterstützer, die einen solchen Weg mitgehen. Idealerweise wäre dann auch unser Park noch ein bisschen belebter, vielleicht mit einem An- gebot für Kinder und dem Wurst-Pavillon, damit wir dieses wunderschöne Gelände mit Leben erfüllen. Es gibt noch viele andere Dinge, die ich mir vorstellen kann. Das kann Fußball, Silber, aber auch ein Thema wie Luft- und Raumfahrt sein. P E R S Ö N L I C H K E I T E N A U S S C H W A C H H A U S E N Gibt es auch ganz neue Planungen, die Sie in der Schublade haben? Wir arbeiten jetzt an einem neuen Format. Das heißt „Genussführungen“. Da geht es darum, wie Kaffee oder Tee nach Bremen gekommen sind. Und da soll es ab Juni auch Verkostungen geben. Und dann gibt es noch ein neues Format. Das heißt „Lieblingsstücke“. Dabei geht es quer durch die ganzen Sammlungen. Dazu ist auch ein neuer Führer erschienen. Das bezieht sich nicht auf einzelne Epochen. Da versu- chen wir auch mal eine ein bisschen unakademische und unverkrampfte Herangehensweise für Besucher, die einfach nur mal ein paar schöne, in- teressante Stunden verleben möchten. So wie bei den satirischen Führungen mit Pago Balke, der Wissen als Schau- spieler ganz anders vermitteln kann. Was gefällt Ihnen an Bremen? Bremen hat eine hohe Lebensqualität, viel Grün und kurze Wege. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, trifft man immer jemanden. Die Bremer sind sehr freundlich. Es gibt ein enormes kulturelles Angebot. Was mir auffällt, ist, dass die Bremer sehr bescheiden sind. Das finde ich gut, manchmal aber auch ein bisschen schade. Ich finde, sie könnten stolzer auf man- che Dinge sein und ein bisschen offensiver mit den schönen Dingen der Stadt umgehen. Das zeigt sich auch beim Fußball: Werder Bre- men tritt viel bescheidener auf als der HSV, der mal in der „Süddeutschen Zeitung“ als „nach Bayern strebend“ charakterisiert worden ist. Das ist schade, dass man hier so bescheiden ist, weil man dann manchmal sein Licht unter den Schef- fel stellt. In München ist man „Zugereiste“. Da denkt man dann auch zugleich an „Abreise“. In Bre- Ein Blick hinter die Fassaden - Die Leiterin des Bremer Landesmuseums und Kunst und Kultur- geschichte Dr. Frauke von der Haar posiert neben einem typischen Bremer Haus mit kleinem Vorgarten und Eingang zum Hochparterre, das derzeit noch das Stadtbild von Schwachhausen und anderen Stadtteilen prägt. INTERVIEW & FOTOS | RENATE SCHWANEBECK

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